stack overflow: exploiting 24 preludes

line-up: clarinet/bass clarinet, violoncello, e-zither ( or amplified zither), keyboard, drumset/ midi drumset, electronics (stereo)
duration: 14 minutes
date of premiere: 1.9.2017, Decoder Ensemble, Resonanzraum im Bunker, Hamburg

for DECODER ENSEMBLE

Der Stack overflow (Stapelüberlauf) ist ein Fehler in einem Computer-programm – es werden zu große Datenmengen in einen dafür zu kleinen reservierten Speicherbereich geschrieben, was zum Absturz des Software führen kann.
Stack overflow: exploiting 24 preludes bedient sich ausschließlich musikalischer Daten die aus den 24 Preludes op.28 von Frederic Chopin gewonnen wurde. Die Verdichtung und Überlagerung des ursprünglichen musikalischen Materials wird besonders in den Samples des Keyboards und des Midischlagzeugs deutlich – je Taste wird ein beschleunigt und gepresstes Prelude angespielt, bzw. je Schlag wird das gesamte Tonmaterial eines Preludes ausgeschüttet.
Die so entstandenen Musik sollen nicht das historische Material erkennen lassen, sondern es geht darum dass die bereits vordifferenzierte Masse, aus der hier das neue Stück herausgeschnitten wird, im Laufe der Kompositionsprozesse, die auch oft zufallsgesteuert arbeiten, die Komposition einfärben und ihr bestimmten Geruch (oder auch Gestank) verleihen. Einzig das bekannte b-Moll Prelude Op.16 lässt sich als Zitat an einer Stelle erkennen – jenes Prelude, das bereits im Original eine angemessene Notendichte aufweist die keine Steigerung durch digitale Möglichkeiten benötigt.

Der Remix-gedanke des Stücks liegt nicht im Widererkennen des historischen Materials, sondern in der Idee, als Rohstoff für das neue Stück ein bereits im Vorfeld (in der Vergangenheit) aufs höchste differenzierte und gestaltete Material zu verwenden, das im Laufe der Kompositionsprozesse, besonders bei den quasi zufallsgesteuerten Deformationsprozessen, Kräfte ausüben, die die Komposition attackieren und in überraschende Richtungen drängen.