Konzert für Cembalo und Ensemble in Es Dur (2010)
(für Ensemble und Lautsprecherskulptur)
Besetzung: Flöte (auch Piccolo), Baritonsaxophon, Trompete, Posaune, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Klavier, Schlagwerk, Lautsprecherskulptur
Dauer: 14 Minuten
UA: 10.10.2010 Helmut-List-Halle, Musikprotokoll Graz
Ensemble Neue Musik Graz, Dirigent: Edo Micic
Die Elektronik ist über 7 Lautsprecher wiederzugeben, die größtmögliche Unterschiede in ihrer Klangcharakteristik aufweisen. Diese sind als Skulptur, die einem Cembalo plus davor sitzenden Cembalisten nachempfunden ist, im Zentrum der Bühne aufzubauen. Als Kopf der Skulptur dient ein (analoger) Fernseher, der mit einem Audiosignal angesteuert wird. Weiters werden über die gesamte Skulptur (bzw. auch etwas darüber hinaus) live generierte, ans Audiosignal gekoppelte visuelle Effekte projiziert, um der Gestalt mehr Lebendigkeit zu verleihen. Das Ensemble sitzt in einem Halbkreis um die Skulptur und behandelt diese respektvoll als großen Solisten und Virtuosen.
Das Stück ist ein einerseits ironisches Statement zum Interpretenkult und Virtuosengetue unseres aktuellen Musikbetriebs, andererseits steht die Lautsprecherskulptur, welche die billigen Midi-Cembaloimitationsklänge in pseudovirtuosen Gesten über das Ensemble schüttet, auch als Symbol einer Gesellschaft, die unter dem Aspekt von „Wirtschaftlichkeit“ in einer Trashkultur von massenindustriellen Produkten erstickt.
Das Stück ist das zweite Stück aus der Miditrashtrilogie.
(siehe auch Konzert für Saxophon und Midiorchester in D Dur, 2.Streichquartett)
Aufnahme der Uraufführung:
“Der Cembalist überzeugte in seinen solistischen Exkursen durch höchst entwickelten rhythmischen Sinn und unerschütterliche Motorik, die er mit Sentiment zu paaren weiß. Er zeigt sich als spielfreudiger Gentleman, mit weitem Atem und filigraner Kontrapunktik gelingt es ihm, voller Intensität und Intimität zu tastieren. Sein das Werk entscheidend prägendes Spiel platzt förmlich vor Temperament und sinnlicher Klangfantasie. Als Meditation über die Dreifaltigkeit gelesen und den Regeln der klassischen Rhetorik gehorchend, gleicht es einer Gerichtsrede nach dem Vorbild Ciceros und Quintilians. Von der Leidenschaft des klangstarken Instrument aus der Werkstatt von Titus Crijnen, der sich auf Repliken berühmter Meisterinstrumente aus der Blütezeit des Cembalos spezialisiert hat – in diesem Falle handelt es sich um einen Nachbau eines Instrumentes des Antwerpener Cembalobauers Hans Ruckers II aus dem Jahre 1624 – lässt sich der Zuhörer jedenfalls gerne mitreißen.
Der charakteristische, satte Klang dieses Cembalos kommt besonders gut im hochvirtuosen schnellen Satz zur Geltung, wo er furios, ja, beinahe orgelartig anbrandet – mit einem gewaltigen Bassfundament, das man einem Cembalo so eigentlich gar nicht zugetraut hätte. Wirkungsvollst kontrastiert das Spiel des hervorragenden Virtuosen dazu im langsamen zweiten Satz. Wie er, engelsgleich, die Melodie über dem Ensemble im Adagio zum Singen bringt, lässt die Mechanik des Instruments vergessen.
Die Echtheit des Cembalos und die Konstruktion wurden manchmal angezweifelt. Zu Recht fragt der große Liebhaber und Schriftsteller Maarten ’t Hart: „Doch was hätte solche meisterhafte Musik zum Klingen bringen können?“ und verweist auf die Zitate aus der Kantate „Wir müssen durch viel Trübsal“, die in den beiden Sätzen des Cembalokonzerts mutmaßlich verarbeitet werden